Meist hat man als Schüler mit dem einen oder anderen Schulfach zu kämpfen. Bei mir war das das Fach Englisch. Insbesondere das Einhämmern von Vokabeln hat mir enorme Schwierigkeiten bereitet. Durch eine Art „Ping-Pong-Methode“ bei der ich abwechselnd das deutsche und das englische Wort immer wieder im monotonen Gemurmel vor mir aufsagte, habe ich verzweifelt versucht mir zumindest für einen gewissen Zeitraum Vokabeln zu merken, was mir aber nur ab und zu gelang. Die wenigen Vokabeln, die ich mir merken konnte waren oft englische Wörter, die irgendwie auch deutsch geklungen haben (z. B. to mention, plane). Meist hatten diese Wörter keinen offensichtlichen Bezug zu ihrer Übersetzung und dennoch habe ich intuitiv und unbewusst Eselsbrücken schlagen können, die es mir heute noch ermöglichen gerade diese Vokabel aus der Erinnerung hervorzukramen.
Nachdem ich Sprachbegabte nach ihren individuellen Lerntricks befragt hatte, konnte ich feststellen, dass viele im Prinzip ähnliche Merktechniken anwenden, wie sie einst ich in der Schule gelegentlich nutzte, nur werden diese Techniken forcierter und bewusster von Sprachbegabten eingesetzt.
Heute weiß man, dass sich Vokabeln am besten nach der sogenannten Schlüsselwortmethode (Keywordmethode) lernen lassen. Dabei denkt man sich einen Begriff aus, der in der Muttersprache ähnlich klingt.
Beispiel: Dach (engl.: roof) = rufen
Nun versucht man eine prägnante Vorstellung zu bilden, wie z. B.:
Jemand steht auf dem Giebel eines Daches, formt die Hände zu einem Schalltrichter und ruft ganz laut.
Wenn Sie jetzt dieses Bild vor ihrem inneren Auge sehen können, ist diese Vokabel so gut wie gelernt. Wenn Sie dann „roof“ lesen, denken sie an „rufen“, fragen sich wer hat wo gerufen – und kommen so auf das Wort „Dach“. Diese Zwischenschritte gehen mit der Zeit in Fleisch und Blut über, so dass Sie später nicht mehr den Umweg über die Eselsbrücke gehen müssen.
Es gibt Menschen, die nach dieser Methode das Lernen von Vokabeln sportiv betreiben. Der sogenannte Vokabelsprint ist eine Disziplin bei Gedächtnismeisterschaften und misst die erlernte Anzahl von Vokabeln innerhalb von 5 Minuten. So lernte die 11jährige Anna Barwinski 27 Vokabeln in 5 Minuten und Katharina Bunk aus der Gruppe der 13 – 17jährigen gar 47 Vokabeln in 5 Minuten. Das sind unglaubliche 6,5 Sekunden pro Vokabel!
Nun ist es natürlich ohne Übung schwierig und zeitaufwändig zu jedem Fremdwort ein ähnlich klingendes deutsches Wort zu finden und dazu ein passendes Bild oder eine passende Szene zu kreieren. Sucht man im Internet oder in Büchern nach Beispielen, begegnen dem Leser immer wieder die gleichen. Oft wird auch darauf hingewiesen, dass jeder sich die Mühe doch bitte selbst machen müsse und seine eigenen Assoziationen nutzen solle um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen.
Das mag stimmen, aber viele brauchen ein entsprechendes Wörterbuch zum Einstieg:
- Mit dem Wörterbuch können Sie erfahren, dass die Methode tatsächlich funktioniert.
- Werden die Bilder vorgegeben, spart man sich den Zeitaufwand selbst welche zu suchen. Die Methode soll ja von Anfang an nicht zeitaufwändiger sein als die eingangs erwähnte „Ping-Pong-Methode“.
- Der Lernende soll erfahren, dass Lernen etwas mit Merkwürdigkeiten zu tun haben sollte. Eselsbrücken dürfen durchaus skurril, surreal und an den Haaren herbeigezogen sein. Vielleicht ist man sogar empört, erheitert, entsetzt über den einen oder anderen Gedanken. Aber Werbung funktioniert nach den gleichen psychologischen Erkenntnissen. Je blöder – desto merk.